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faire Veranlagung 03/16

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Der deutlichste Indikator für die verfahrene wirtschaftliche Situation sind die niedrigen Renditen für vermeintlich sichere Anleihen. Wenn Staatsanleihen, zuletzt eine 50jährige Schweizer Franken Staatsanleihe, mit negativer Rendite emittiert werden können, dann bedeutet dies, dass sich der Markt auf das Ausbleiben von Wirtschaftswachstum und somit auf das Ausbleiben realwirtschaftlichen Gewinns einstellt und sein Heil lieber in der Hoffnung auf weitere Preissteigerungen solcher Papiere setzt. Solange das Vertrauen in die Zentralbanken hält und diese die Geldschleusen offenhalten, wird die Rechnung auch aufgehen. Sollte das Vertrauen plötzlich schwinden und die Anleihekurse fallen, werden Unmengen von Anleihen zu rapide sinkenden Preisen auf den Markt geworfen werden. Und wenn sich niemand mehr findet, die Angebotsflut aufzufangen, dann platzt eine Blase, in bisher nicht bekanntem Ausmaß.

 

An Auslösern für einen möglichen Vertrauensverlust fehlt es ja keinesfalls. Terrorismus in europäischen Städten, Putschversuche und (Bürger)krieg, der Zerfall des sozialen Konsenses in den entwickelten Staaten oder das Schwanken von Schwellenländern wie China haben aufgezeigt, wie fragil das Gefüge ist. Sogar Deutschland, bislang Fels in der Brandung, ist von Skandalen (VW) und Problemen (Deutsche Bank) gebeutelt und politisch uneins (Flüchtlingsfrage). Es wird sich auch erst zeigen, ob die kurzen Turbulenzen nach dem Brexitvotum schon die ganze Reaktion der Märkte war, zumal die Hoffnung noch überwiegt und die wirtschaftlichen Folgen für Briten und für alle Europäer erst langsam spürbar werden. Aus unserer Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Auslöser genug Wirkung erzeugt und vielleicht auch der zunehmende Dissens der globalen Entscheidungsträger eine rasche Gegenmaßnahme verhindert.

 

Zusätzlich zum globalen Zinsdilemma gesellt sich das Problem der abnehmenden Wirtschaftlichkeit des Banksystems. Den Banken ist ihre traditionelle Einnahmenquelle, das Zinsspannengeschäft in Folge der Politik der Zentralbanken weitgehend abhandengekommen. Daneben setzen die grundsätzlich sinnvollen aber schwer zu finanzierenden zusätzlichen Eigenkapitalerfordernisse sowie sonstige regulatorische Auflagen dem Finanzsektor schwer zu. Man muss kein Hellseher sein, sondern nur den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen verfolgen, um zu erkennen, dass hier bereits vieles in Bewegung ist. Und am Beispiel der Heta (vormals Hypo Alpe Adria) ist klar, dass die wirtschaftliche und realpolitische Fähigkeit, große oder sogar systemrelevante Institute aufzufangen, enden wollend ist.

 

Was ist nun die Erkenntnis und Konsequenz dieser eher düsteren Perspektiven? Den Kopf in den Sand zu stecken ist jedenfalls keine Alternative. Auch die Flucht in Gold, wie vielfach empfohlen, ist für eine betriebliche Vorsorgekasse keine Alternative. Unabhängig von den gesetzlichen Verboten ist Gold viel zu volatil, um zur Veranlagung von Portfolien mit Garantiezusagen (Kapital- und Zinsgarantie) geeignet zu sein.

 

Aus Sicht von fair-finance ist die systematische diversifizierte Vermögensveranlagung in Wechselwirkung mit einem konsequenten Risikomanagement die einzige Möglichkeit, weiterhin Renditen zu erzielen und das Risiko unter Kontrolle zu halten. Konkret haben wir die Immobilienquote mit nachhaltigen Immobilieninvestments auf knapp 10 % des Vermögens erhöht. Gleichzeitig haben wir neu Festgeld als strategische Assetklasse mit 5 % Gewichtung eingeführt, wobei Vereinbarungen über 24- und 36 Monate mit bis zu 1 % p.a. Rendite mit verschiedenen Banken getroffen wurden. Innerhalb des sinkenden Anteils von Anleihen (zum Tageswert bewertet) haben wir hinsichtlich der Manager weiter diversifiziert und konnten erreichen, dass der Publikumsfonds Siemens Euroinvest Corporates Fonds in der Titelauswahl die Kriterien von fair-finance zur nachhaltigen Vermögensveranlagung anwendet. Mit dem Sustainable Hybrid Bonds Fonds, vom italienischen Manager AZ verwaltet, haben wir erstmalig nachhaltige Hybridanleihen ins Portfolio aufgenommen. Ein Fonds, dessen Risikokennzahlen jenen von Wandelanleihen ähnlich sind und der deshalb auch der Asset Klasse Convertibles zugeordnet wird. In den zwei Monaten seit Erstinvestition konnte der Fonds bereits 1,8 % Performance zeigen.

 

Der Juli war der deutlich beste Monat des Jahres. Lag die YTD-Performance zum Halbjahr noch bei 1,11 % so ist sie mit Ende Juli auf 2,19 % angestiegen. Die höchste Performance konnte mit 13,5 % YTD per Ende Juli der Fremdwährungsanleihefonds M 200 von Macquarie erzielen. Ein Fonds der mit etwa 2 % im Portfolio gewichtet ist und ausschließlich in supranationale Emittenten mit AAA-Bonität investiert. Sehr gut laufen auch praktisch alle Anleihefonds. Mit der größten Gewichtung konnte der fair-finance bond fonds stolze 4,7 % YTD erzielen. Planmäßig laufen die Investments im Bereich Immobilien und  Mikrofinanz. Die Performance dieser zwei Assetklassen zeichnet sich heuer durch hohe Stabilität aus und liegt in etwa bei 3 % p.a..

Alle genannten Assetklassen sind im Segment Sonstige des fair-finance Masterfonds zusammengefasst. Eine ähnliche Jahresperformance ohne Schwankungen aufgrund des Bewertungsansatzes Held to Maturity wird in den HtM-Anleihen erwartet. Per Ende Juli konnten die Aktieninvestments in Summe endlich annähernd die Nulllinie erreichen, bleiben aber in diesem Jahr nach den Wandelanleihen, die ebenfalls leicht negativ liegen, die zweitschwächste Assetklasse.

YTD-Performance 07/2016 des fair-finance Portfolios ohne Festgeld und Cash und vor Gebühren

ytd072016


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